Der Clan der Medici - Förderer der Kunst & Forschung
Sponsoring in der Renaissance
Während sich die Geschichte des Mäzenatentums im 14.
Jahrhundert gewöhnlich auf öffentliche, kommunale Aufträge
konzentriert, verschiebt sich der Akzent im 15. Jahrhundert auf
die Privatsphäre der Wohlhabenden. Die Wiederbelebung der Antike
war eng an die mächtige Gruppe von Mäzenen und die sie
beratenden Humanisten gebunden.
Bei den Medici handelte es sich um eine Familie von Händlern
und Bankiers, seit dem 12. Jahrhundert in Florenz ansässig,
und vermutlich ursprünglich Ärzte, woher ihr Name (Medici)
stammt.
Im 14. und 15. Jahrhundert spielten die sogenannten "Lombarden",
eine seit dem 13. Jahrhundert allgemeine Bezeichnung für italienische
Kaufleute, als Finanziers in Europa eine wichtige Rolle. Es handelte
sich um privilegierte christliche Kaufleute aus lombardischen Städten,
die wie jüdische Kaufleute Geld gegen Zinsen leihen durften.
Das "Lombardgeschäft" ist als Kreditgeschäft
der Banken bis heute erhalten geblieben.
Im Jahr 1434 kehrte Cosimo de' Medici nach einjährigem Exil
in Venedig in seine Heimatstadt zurück. Er leitete die fast
ein halbes Jahrhundert währende Herrschaft seiner Familie in
Florenz ein. Obwohl er und seine Söhne Piero und Giovanni kaum
öffentliche Ämter bekleideten, waren ihre Macht und ihr
Einfluß in der ganzen Stadt spürbar. Durch die Manipulation
des Wahlsystems brachten sie ihre Freunde und Sympathisanten in
wichtige Positionen.
Cosimo, der in der Ausübung seiner politischen Macht sehr
diskret war, machte sich einen Namen als kluger Förderer von
Kunst und Literatur. Er war bekannt für sein Verständnis
und seine Würdigung der klassischen Gelehrsamkeit. Seine Unterstützung
galt Künstlern wie Donatello, dessen Werke im Palast der Familie
aufgestellt wurden. Der Bau dieses Palastes, 1444 von Michelozzo
entworfen, war eine der bedeutendsten Unternehmungen Cosimos. Cosimos
Autorität und sein Einfluß wurden in ganz Florenz durch
zahlreiche Beispiele öffentlicher Förderung erkennbar.
Die meisten der großen Kirchen und Klöster in der Stadt
enthalten einen direkten und indirekten Hinweis auf das Mäzenatentum
der Medici.
An Santa Croce gab er Gelder, um die Novizenkapelle zu bauen, eine
Abtei in Fiesole wurde von ihm unterstützt und das gesamte
Dominikanerkloster San Marco wurde von ihm finanziert. Eine weitere
Schenkung war die ihm benachbarte Kirche San Lorenzo. Sein Vater
hatte bei Brunelleschi die Alte Sakristei für diese Kirche
in Auftrag gegeben. Als die finanziellen Mittel für das Langhaus
nicht ausreichten, übernahm Cosimo die Verantwortung für
die Fertigstellung.
Cosimos Interesse galt ebenso der Wissenschaft. Er unterstützte
begabte Studenten und vergab Kredite an verarmte Gelehrte. Cosimo
besitzt den speziellen Ruhm, in der platonischen Philosophie die
schönste Blüte der antiken Gedankenwelt erkannt, seine
Umgebung mit dieser Erkenntnis erfüllt und so innerhalb des
Humanismus eine zweite und höhere Neugeburt des Altertums ans
Licht gefördert zu haben. Sein Interesse am Platonismus wird
dadurch erkennbar, daß sich der große Marsilio Ficino
als den geistigen Sohn Cosimos bezeichnen durfte.
Wie Cosimo, pflegte auch Lorenzo de' Medici, der 1469 in Florenz
an die Macht kam, engen Umgang mit den Gelehrten und Künstlern
seiner Stadt. Lorenzo de' Medici war ein aufgeklärter Literatur-Mäzen.
An der bildenden Kunst nahm er nur geringes Interesse, weshalb ihm
für keines der großen Gemälde seiner Zeit das Verdienst
des Auftraggebers zukam. Sein Ruhm beruht vor allem auf der Förderung
eines ausgezeichneten Kreises von Gelehrten, Dichtern und Künstlern;
zu ihnen zählten Pico della Mirandola, Poliziano, Botticelli
und Leonardos Lehrer Verrocchio.
Verrocchio gehörte zu jenen Künstlern, die Lorenzo il
Magnifico am meisten schätzte. Er erteilte ihm mehrere Aufträge,
bis seine Werkstatt schließlich zu einer der erfolgreichsten
von ganz Florenz wurde. 1480 arbeitete auch Leonardo, der 1469 als
Schüler in die Werkstatt Verrocchios eingetreten war, für
Lorenzo de' Medici im
Garten von San Marco. Vor allem als Dekorateur für Festlichkeiten
wurde Leonardo von Lorenzo il Magnifico 1482 dem Hofe der Sforza
weiterempfohlen.
Lorenzo de' Medici legte eine große Sammlung antiker Gegenstände
an. Die Villa Poggio a Caiano außerhalb von Florenz, die er
mit entwarf, diente ihm als Zufluchtsort, um sich zurückzuziehen,
Musik zu hören, Gedichte zu schreiben und mit Freunden über
philosophische Fragen zu diskutieren. Poliziano und der Dichter
Luigi Pulci waren die Privatlehrer seiner Kinder und bildeten gemeinsam
mit anderen jungen Humanisten eine Gruppe, die Briefe, Texte und
Gedichte austauschte und die Leistungen ihres Förderers als
Schriftsteller, Musiker und klassischer Gelehrter herausstellte.
Dank ihrer Bemühungen und der späteren Mythen, die sich
um seinen Namen rangten, wurde das Bild von Lorenzo de' Medici,
als Idol eines Renaissance-fürsten - großzügig und
gebildet -, geprägt.
- Quellen:
- Peter Burke. Die Renaissance in Italien. Berlin, 1992
- C.F. Black. Weltalter der alten Kulturen: Renaissance. München,
1994.
- Jacob Burckhardt. Die Kultur der Renaissance in Italien. Stuttgart,
1988.
- Serge Bramly. Leonardo da Vinci. Hamburg, 1995.
- Kenneth Clark. Leonardo da Vinci. Hamburg, 1969.
- Richard Friedenthal. Leonardo. München, 1959.
- Brockhaus. Enzyklopädie. Mannheim, 1996.
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